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Veni, vidi, vegi 6 – Nicht mein Problem!

Mein Problem: Pizza mit Brokkoli und Schmelzmasse auf Mandelbasis

Douglas Adams beschreibt in seiner Romanserie „Per Anhalter durch die Galaxis“ einen sehr effizienten Trick, etwas unsichtbar zu machen. Man müsse es nur mit einem PAL-Feld belegen. PAL steht für Problem anderer Leute. Mit diesem Feld kann man Dinge, Raumschiffe beispielsweise, für andere Menschen unsichtbar machen, da sie denken: „Oh, da habe ich nichts mit zu tun, also sehe ich es gleich besser nicht.“

So geht es mir auch, zunehmend häufiger und mit einer wachsenden Anzahl Dinge. „Ist nicht mein Problem, habe ich nichts mit zu tun, aus dem Auge, aus dem Sinn.“

Zum Beispiel im Supermarkt. Der besteht aus grundsätzlich verschiedenen Zonen: Uninteressant und potentiell interessant. Die Fleischtheke blende ich seit vielen Jahren schon aus, inzwischen auch ein Großteil der Kühltheke, die Regale mit Dosen und Konserven, auch die meisten Backwaren. Interessant sind Obst- und Gemüse, ergänzt durch den Kräuterständer, die Salatbar und auch die Extrastellflächen für Kresse und frisch Sprießendes. Die Naschecke ist uninteressant, manchmal durchstreift sie mein Blick noch auf der Suche nach Keksrollen mit dem grünen V, aber immer seltener. Ich schaffe es, beinahe mühelos, durch den Supermarkt zu navigieren und ca 70 % der Ladenfläche nicht wahrzunehmen. Dabei navigiere ich kunstvoll durch die Gänge und steuere gezielt die vier Orte an, an denen ich die Waren finde, die im Einkaufskorb landen.

Der Rest? Nicht mehr mein Problem.

Das PAL-Feld beschreibt es sehr gut, wie ich den Supermarkt wahrnehme. Bestimmte Bereiche könnten im Blickfeld auch durch einen grauen Balken überlagert sein. Uninteressant, unsichtbar. Der Effekt ist desto stärker, je vertrauter mir das Geschäft ist. Obst, Gemüse, Müsli, Soja-Joghurt, Hafermilch, hellgelbe Aufschnittscheiben auf Kokos- und Cashew-Basis. Fertig.

Manchmal, wenn der Blick sich wieder weitert, und auch nur dann, entdecke ich interessante Neuerungen. Die teste ich dann meist auch, denn ich möchte es unterstützen, wenn das Angebot an pflanzlicher Kost vielfältiger wird. Heute beispielsweise, der kleine Supermarkt gegenüber, der eigentlich eher eine geringe Auswahl an veganen Produkten hat, den ich daher meist nur für den schnellen Einkauf aufsuche, hatte veganes Kräuterbaguette im Angebot. Das habe ich früher regelmäßig und gern gegessen. Eigentlich ja auch Sauzeug. Mit der Schnitte Vollkornbrot mit pflanzlichem Frischkäse und Kresse habe ich das doch überwunden, dachte ich. Selbst, wenn vegan! Doch heute, da lächelte es mich so an, direkt am gewohnten Platz, neben dem Kräuterbaguette „klassik“, da musste ich einfach zugreifen. War sogar ganz lecker, ein Gruß aus alten Zeiten, ein Hauch von alten Gewohnheiten, ein echtes Nostalgie-Gericht!

Unsicher bin ich, ob ich mir mehr solcher Botschaften aus einer überwundenen Zeit wünschen oder mich an meiner gesünderen Lebensweise erfreuen soll, die mit der pflanzlichen Ernährung kam.
“Sei nicht so streng!“, ruft da etwas in mir. „Ja, ja“, antworte ich, „ab und zu, okay?“ - „Okay“

Auch im Einkaufskorb: pflanzliche gelbe Streifen auf Kokos und Mandel-Basis, die im Ofen ganz prima schmelzen. Denn heute ist Pizza-Tag, man soll sich ja ab und zu etwas gönnen, und ich darf immer einen Beutel eigenen Schmelz mit zu meiner kleinen Pizzeria in der Altstadt bringen. Auch dort bin ich seltener zu Besuch als früher, doch hin und wieder schon. Heute beispielsweise. War lange geplant. Das lasse ich mir auch vom Kräuterbaguette nicht ausreden, das es zum Mittag gab. Nein.

Und auf die Waage morgen, da schaue ich gut hin. Das ist dann mein Problem, da muss ich durch!


"Veni, vidi, vegi" ist meine monatliche Kolumne zu Themen rund um die vegane Lebensweise. Sie erscheint jeweils am ersten Sonntag im Monat. Alle geschilderten Personen und Situationen sind frei erfunden, jedoch inspiriert von tatsächlichen Begebenheiten.

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