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Es war Ostern in der Gartenkolonie am See, am Rande der Stadt. Feiertage standen an, die Natur spross bereits seit Wochen und tauchte die Hügel in frisches Grün mit bunten Farbtupfern von Tulpen und Narzissen. Es war unser erster Frühling in der Laube, und wir staunten jeden Tag über das stete Wachsen und Gedeihen.

Doch die Ostertage sollten keine Erholung für uns sein. Wir hatten einen straffen Plan: Der Weg aus Betonplatten war über die Jahre auseinandergestrebt, Lücken taten sich auf – zwischen Weg und Randsteinen, zwischen den einzelnen Wegplatten, selbst schon zwischen den Randsteinen. Unsere Parzelle hat ein leichtes Gefälle, schon der sanfte, stete Druck der Erdmassen verursachte über die Jahre ein Driften der Platten von mehreren Zentimetern – mehr, als der Indische Subkontinent sich unter die Asiatische Platte schiebt und den Himalaya aufwirft. Plattentektonik im Garten. In den Zwischenräumen: Platz für Löwenzahn, Sauerklee und Eingangsportale zu unterirdischen Ameisenwohnstätten.

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Schöne Gedanken
Schöne Gedanken denken üben: Philosophie mit Eichhörnchen

Ja, nu aber: Mal schöne Gedanken machen, hopp-hopp! Schließlich ist ein neues Jahr. Das kann nicht so miesepetrig weitergehen, wie das vergangene Jahr. Positiv sein! Avanti-avanti! Kopf hoch, alles eine Frage der Einstellung, zacki-zacki, spicki-spacki! 1-2-3, auf Los geht’s los! Klatsch-klatsch in die Hände, Miesepeter-Ende! Schacka-lacke-wacker-wacker!

So. Das ist Selbstmotivation genug. Modus steht auf positiv. Nu aber los:

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Schreiben Metabetrachtungen
Selbstreferenz: Schreiben schreiben - Über das Schreiben schreiben

Eigentlich finde ich es ja großen Mist. Es gibt nichts Schlimmeres als Schreiben über das Schreiben. Metabetrachtungen über das Schreiben, quasi. Das ist wie Lesen über das Essen. Es ist einfach kein Essen. Also auch nicht richtiges Schreiben.

In dem Moment, da ich oder jemand anderes der/die schreibt, sich ans Werk begibt, über Inhalte nachsinnt, über eine Geschichte, ein Thema, einen Plot, über einen Stil, eine Erzählperspektive, vielleicht auch schon über literarische Kniffe und pointierte Momente nachdenkt, da macht sie/er sich Gedanken über das Schreiben.

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Eine erbauliche Betrachtung einer erbaulichen Betrachtung

Kunst betrachten - Lesebühnentext Oliver Hübner
Perspektive, geeignet zur Kunstbetrachtung

Früh begann der Mensch seine Umwelt zu gestalten. Zum Beispiel der Höhlenmensch. Er nahm ein Stück Holzkohle vom Feuer vom Vortag in die Hand und begann die Höhlenwand zu bekritzeln. Der nächste nahm, in Ermangelung eines Stücks Holzkohle, vielleicht einen Knochen und tunkte ihn in die Blutlache vom Schlachtfest von gestern und kritzelte etwas dazu.

"Ey, musst Du jetzt schon anfangen mit bunt? Ich hab gerade erst Schwarz-Weiß-Malerei erfunden und schon ist meine Technik veraltet!"

Die erste Kunstdebatte war entfacht.

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"Villa Später" von Oliver Hübner - Lesebühnentext (2008, Schmalz und Marmelade) „Vormittags Sonnenschein bei Temperaturen um 7°, im Tagesverlauf bewölkt, vereinzelt Regen...“ Später griff nach dem Radiowecker ...
Villa Später - Illustration Gerald Hross
Cover: "Villa Später", Illustration: Gerald Hross

„Vormittags Sonnenschein bei Temperaturen um 7°, im Tagesverlauf bewölkt, vereinzelt Regen...“

Später griff nach dem Radiowecker, fuchtelte etwas an den Knöpfen herum und schaltete die Lautstärke auf voll, verstellte dann den Sender, "... krrzzz ...", und fand schließlich doch den erlösenden Ausknopf. "Aua". 10 Uhr, sein Kopf schmerzte. „Zur Uni muss ich jetzt auch nicht mehr“, dachte er und drehte sich um, „gleich in die Mensa und dann in die 2 Uhr Vorlesung.“

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