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Oli Blognacht
Oli in der Blognacht

Alle freuen sich, dass sie noch normal sind, doch was Besonderes möchte jeder sein!

Das sang Zoff, aus dem Sauerland, die habe ich in meiner Jugend gehört: Sauerland, Sauerland!

Jetzt bin ich 50plus. Vielleicht die Zeit, in der viele Männer eine Midlife Crisis bekommen. Weil Ziele nicht erreicht wurden, weil das Selbstbild ins Wanken gerät, weil zwischen Anspruch und Wirklichkeit Lücken klaffen, die größer werden, von Jahr zu Jahr. Weil der kleine Bruder Porsche fährt und ich noch den 3er BMW. Hey Boomer, alles frisch? Spoiler: für den Boomer bin ich, glaube ich, knapp zu jung, Jahrgang 1968, ein Kind der Revolution.

Mir war es immer wichtig, anders zu sein.

Ich lasse diesen Satz mal eine Weile wirken. Mal sehen, wir er wirkt. Dann merke ich, ob er stimmt.

Vielleicht stimmt er.

...weiterlesen "Das mache ich, aber anders (als alle anderen)"

An der Weser (NRW)
... der Tag, wenn ich die Weser überquer

Herzlichen Glückwunsch, mein liebes Heimat- und Bindestrich-Bundesland Nordrhein-Westfalen! Heute hast Du Geburtstag, Du wirst 75 Jahre alt! Ich singe Dir aber kein Geburtstagslied.

Im Rheinland und im Ruhrgebiet sing ich Dein Lied
In Ostwestfalen und im Lipperland ist es bald bekannt

Einst sang ich Deine Hymne. Die möchte ich heute, nur in Textform, zum Besten geben. Ich schrieb sie 2012 für ein wunderbares Lesebühnenprojekt, das "Ministerium für Satz, Bau & Zeichen", das zu Füßen des Schweriner Doms, leider nur wenige Male, tagte.

...weiterlesen "Nordrhein-Westfalen – eine Hymne"

Berlin
Junger Mann, kommst Du nach Berlin ...

Es ist Freitagnachmittag. Ein Tag im Frühsommer 1988. Schülerinnen und Schüler kommen aus einem großen Schulgebäude in Unna. Darunter ein junger Mann, Oliver H., auf dem Weg zu seinem Fahrrad. Er mag zwei-drei Gläser Sekt getrunken haben. Ein Herr mittleren Alters nähert sich ihm. Es beginnt folgender Dialog:

...weiterlesen "Gehst du in die Welt, so lass dir raten …"

In Schwerin gibt es einen wunderschönen Weg. Er führt vom Schlosspark am Schweriner See entlang bis zum Zippendorfer Strand, der Franzosenweg. Im Jahr 2016 durfte ich für "Die Schweriner" einen Artikel lang von ihm schwärmen.
Startpunkt im Park: 4,0 Kilometer bis Zippendorf, 3734 Meter Franzosenweg

In Schwerin gibt es einen wunderschönen Weg. Er führt vom Schlosspark am Schweriner See entlang bis zum Zippendorfer Strand: der Franzosenweg. Im Jahr 2016 durfte ich für "Die Schweriner" einen Artikel lang von ihm schwärmen. Da das wundervolle online Magazin für die Landeshauptstadt seit einer Weile in Schlaf verfallen ist, schwärme ich nun hier nochmals (Originaltext vom 16.03.2016):

...weiterlesen "Meine Traumstraße in Schwerin: der Franzosenweg"

Ich lernte offene und interessierte Menschen bei meinen Reisen in den USA kennen. Wie entwickelt sich das Land nach Trump?
Oli in Amerika
Helle Hochhäuser, hohe Hellhäuser, laue Nacht in Charlotte, NC

Freiheit, weites Land, unbegrenzte Möglichkeiten. Amerika, die Vereinigten Staaten, das hat immer noch diesen Klang vom Marlboro-Mann und der Route 66.

Bisher war ich drei Mal in den USA. Zuletzt 2011. Das erste Mal im Jahr 2000. Ich sah in New York die Twin Towers. Ich durfte für drei Tage eintauchen in den endlosen Dschungel dieser unglaublichen Großstadt. Von Brooklyn aus sah ich die Skyline von Manhattan, fuhr mit irgendwelchen U-Bahnlinien zu Straßen, die Nummern als Namen hatten. Ich joggte durch den Central Park, wo ich sonst Filmfiguren spazieren oder sich küssen sah. Und ich warf einen Blick auf die Freiheitsstatue und die gelben Fähren, die den Hudson River kreuzten. Sogar die Gullis sah ich dampfen, genauso, wie im Film. Es war der Oktober im Jahr 2000.

...weiterlesen "Unbegrenzte Möglichkeiten – Gedanken über ein gespaltenes Land"

Cover Wolkenstein
Cover "Herr Wolkenstein fragt nach", Verlag Blogwerk 2020, Illustration: Gerald Hross

Da liegt es vor mir, mein zweites Buch im Eigenverlag. Wobei Buch und dort liegen genau genommen gar nicht stimmen. In den Chips meines E-Book-Reader ist eine Datei gespeichert, das ist mein neues E-Book. Was aber stimmt: Es ist eine interessante Erfahrung und ich bin ebenso stolz, wie auf ein Buch aus Papier.

Den Herrn Wolkenstein kenne ich schon eine ganze Weile. Erstmals habe ich Dialoge zwischen Herrn Wolkenstein und (vermutlich) seinem Vater für mein Blog speciaal 2017 geschrieben.

...weiterlesen "Herr Wolkenstein fragt nach – Wie aus dem Blog ein (E)-Buch wird"

Geschwindigkeit

Zu den Dingen, die Herr H. nicht verstand, gehörten Raser. Raser*innen, meist aber doch ganz ungegendert Raser. Zu schnell Fahrende, rücksichtslos Fahrende, Drängelnde. Diejenigen, die schnell unterwegs sind, die Ungeduldigen, die dieses kund taten.

Was Herr H. zudem nicht verstand, im Sinne von kein Verständnis dafür habend, verstehen tat er sie irgendwo ja doch, das waren Radiosender, die stolz "Flitzer-Blitzer" verkündeten. Das waren auch lichthupend Entgegenkommende, die vor Geschwindigkeitsmessungen warnten. So, als wären diese etwas Unanständiges, vor dem sich rechtschaffene Bürger*innen in Acht zu nehmen hätten. So, als wolle man sich verbünden, gegen Behördenwillkür.

...weiterlesen "Was Herr H. nicht verstand: Raser"

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Schotterstein Vorgarten, hier fehlt Natur
Lass Dir raten: nicht solch Garten!

Eins der Dinge, die Herr H. nicht verstand, waren diese Gärten. Vordergärten, wie sie in den Vorstädten und Siedlungen irgendwann überhand nahmen. Grauer Schotter, adrett drapiert, formgeschönte Büschlein, akribisch eingepferchte Wege. Gärten aus Steinen. Steingärten.

Eigentlich dürfte nichts, was aus Sicht eines Schmetterlings eine Wüste genannt werden müsste, den Namen Garten verdienen, befand Herr H.

...weiterlesen "Was Herr H. nicht verstand: Steingärten"

Mund-Nasen-Maske
Die Welt durch die Maske betrachtet: was schützt vor dem Virus?

Mund-Nasen-Maske

Die Welt durch die Maske betrachtet: was schützt vor dem Virus?

Mund-Nasen-Maske, Händewaschen, Abstand halten. Home-Office, daheim bleiben. Draußen Menschen aus dem Weg gehen, alle irgendwie verdächtig ansehen. Täglich Fallzahlen checken. Sondersendungen sehen. Gemüsegläservorräte anlegen. Diese dann doch nicht essen, weile muss ja nicht.
Das sind einige der Dinge, die die vergangenen inzwischen sieben Wochen beschreiben.

Keine einfache Zeit: die Corona-Krise hat die Welt im Griff und unseren Alltag verändert. Inzwischen ist die akute Phase bereits durchstanden, die Zeit, als alles neu und ungewohnt war, sich alles noch völlig anders anfühlte, als die Bedrohung noch abstrakt und ungewiss war. Wie gefährlich ist es? Stecke ich mich auch an? Die Frage war nicht ob, sondern eher wann.

Inzwischen wird bereits wieder über Lockerung der in Deutschland vergleichsweise milden Einschränkungen geredet.

Die spürbarste Veränderung war für mich, dass ich in meiner Festanstellung von Beginn an im Homeoffice arbeiten konnte. Das funktionierte überraschend gut. Auch der tägliche Austausch mit Kolleginnen und Kollegen im Videochat.

Die Einschränkungen bleiben: In meiner Freizeit gehe ich nach wie vor wenig vor die Tür. Dort wo es sich nicht vermeiden lässt, halte ich Abstand zu Menschen, beim Einkaufen und bei meiner nun fast täglichen Sport- oder Spazierrunde. Dabei versuche ich, so gut es geht, anderen Menschen aus dem Weg zu gehen. Und verzweifle oft genug, wenn andere Sporttreibende oder Spazierende es mit dem Abstand nicht so ernst nehmen.

Dann fällt mir ein, dass die Zeiten alles andere sind, als normal. Zeiten ohne Leichtigkeit.

Dann fällt mir ein, dass die Zeiten alles andere sind, als normal. Zeiten ohne Leichtigkeit.

Und was macht das alles mit mir?

Natürlich beschäftigt mich die Situation, ich informiere mich regelmäßig, ja, auch die Fallzahlen interessieren mich. Nichtsdestotrotz brauche ich aber auch Zeiten, an denen ich alles ausblenden kann. Das gelingt mal mehr, mal weniger gut.

Auch nach sieben Wochen ist keinesfalls eine Normalität eingekehrt. Zeitweise bemerke ich eine unbewusste Beklemmung, einen flachen Atem, ohne konkret zu wissen, was gerade anliegt.

Dann fällt mir wieder ein, dass die Zeiten alles andere sind, als normal. Zeiten ohne Leichtigkeit.

Was ich hoffe

Die Situation ist zwiespältig. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass angesichts einer konkreten Bedrohung die Politik sehr schnell handeln kann und Maßnahmen, die das Leben aller betreffen sehr weite Akzeptanz finden. Ich hoffe, dass wir als Gesellschaft einige Lehren dieser Zeit mitnehmen können, um umso entschiedener als bis 2019 die Klimakrise anzugehen. Denn die Klimakrise wird eine weit größere Herausforderung mit weitreichenderen Konsequenzen sein, als derzeit die Corona-Krise.

Wer hätte gedacht, dass es möglich wäre, auf 90 % des Flugverkehrs, zumindest zeitweise, zu verzichten? Wer hätte gedacht, dass täglich Millionen von Fahrten zur Arbeit durch die breite Einführung des Homeoffice vermieden werden können? Dass Städte zusätzliche Fahrradwege anlegen, weil diese sich plötzlich auf dem wenigen Platz drängen, der dem Radverkehr vorbehalten ist. Hier hat sich gerade Deutschland mit einer schnellen Reaktion positiv verhalten. Es mussten nicht erst überfüllte Intensivstationen in den Nachrichten gezeigt werden, bevor ein Umkrempeln des Alltags von einer großen Mehrheit akzeptiert wurde. Das zeigt die Resilienz einer Gesellschaft. Auch wenn die große Zustimmung nach dem ersten Schock kippte und nun auch kritische Stimmen laut werden.

Was ich befürchte

Ein Begriff, der in den vergangenen Zeiten häufig fiel war 'systemrelevant'. Systemrelevante Berufe durften weiterhin arbeiten, Kinder von Eltern mit systemrelevanten Eltern durften ihre Kinder weiterhin in die Kinderbetreuung geben.

Aber: systemrelevante Berufe werden auch mit Applaus abends vom Balkon oder mit Sondervorstellungen von Promis im Livestream im Internet bedacht. Geld ist für große Unternehmen vorhanden. Freischaffende und im künstlerischen Bereich tätige fielen ganz aus dem Hilfsplan. Die Autoindustrie fordert eine neue Abwrackprämie, Theatern droht der Konkurs.

Eine andere Sorge gilt der Umweltkrise. Positiv ist, dass die Corona-Krise gezeigt hat, dass es möglich ist , Verhaltensänderungen durchzusetzen, wenn diese notwendig sind. Der Umwelt tut es derzeit auch gut, der Luftverkehr ruhte fast komplett, viele Fahrten wurden durch Arbeit im, Homeoffice vermieden, Videochats wurden zum Alltag.

Doch befürchte ich, dass es ein zeitliches Phänomen ist. Nach der Corona-Krise dürfte es schwieriger sein, Massnahmen gegen den Klimawandel umzusetzen. Selbst die bereits getroffenen Pläne zum Schutz unserer Lebensbasis vor irreparablen Umweltveränderungen könnten wieder revidiert werden. Die Wirtschaft wird sie wohl als Hindernis ansehen, ihre Verluste während der Corona-Krise wieder einzufahren. Welches Wort wird höheres Gewicht bekommen, das der Umwelt oder das der Wirtschaft? Kurzfristiges oder langfristiges Denken?

Erosion der Fakten

Eine weitere bedenkliche Tendenz ist derzeit die Erosion der Fakten. Dass weite Teile der Gesellschaft bereits so fest von kruden Theorien und Verschwörungen überzeugt sind, dass eine gemeinsame Basis der Argumentation nicht mehr existiert. Ich bekomme Beklemmungen, wenn ich sehe, dass 50.000 Menschen auf Demonstrationen gegen Einschränkung von Freiheitsrechten gehen, dabei aber Parolen von Impfgegner, Reichsbürger und Fanatiker gegen 5G-Netze auf Naziparolen treffen. Das ist eine bedenkliche Koalition gegen Vernünftige Regelungen in dieser Krise und gegen ein mönströses Etwas, das in unterschiedlichen Fantasiewelten und sozialen Blasen existiert.

Natürlich gibt es berechtigte Kritik an den aktuellen Maßnahmen, natürlich sind nicht alle logisch, sofort wirksam und bis ins Letzte bedacht, doch ist die Situation komplex genug, dass es nicht sofort stimmige Konzepte geben kann.

Ich befürchte, dass diese Krise die gesellschaftliche Erosion der Fakten beschleunigen wird. Eine gemeinsame Basis und einen Grundkonsens auf dem demokratisch gestritten werden kann, sehe ich schmaler werden.

Was ich erwarte

Wie wir als Gesellschaft aus der Corona-Krise herauskommen wird davon abhängen, wie lange die Einschränkungen dauern. Wann also ein Impfstoff, und wirksame Medikamente zur Verfügung stehen. Und die Anzahl der Krankenhausbetten auf Intensivstationen ausreichen.

Falls keine zweite Welle der Viruserkrankung kommt, könnte bereist im Juni alles weiterstgehend normal verlaufen, bis auf Großveranstaltungen und Auslandsreisen. Sogar mit Bundesligaspielen, wenn auch ohne Publikum.
Aber einem Inlandsurlaub und Restaurantbesuchen steht nichts mehr im Weg. Vielleicht öffnen auch Theater und Kinos.

Die Gesellschaft wird nach Corona eine andere sein, als davor. Es könnten einige positive Aspekte die Krisenzeit überdauern. Vielleicht wird eine neue internationale Solidarität entstehen, ich hoffe auf einen größeren Zusammenhalt in Europa.

Vielleicht werden wir uns den gemächlicheren Rhythmus des Lebens bis in die Zeit nach der Krise herüberretten, vielleicht nicht sofort in den nächsten Flieger nach Barcelona steigen. Und vielleicht bekommen die systemrelevanten Berufe neben der Anerkennung auch besseren Lohn.

In jedem Fall wird die allheilende Kraft des Marktes, der in vielen Ländern die Gesundheitsversorgung zum Opfer fiel, entzaubert sein.

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Und vielleicht kann ich sogar nach der Krise noch regelmäßig im Homeoffice arbeiten.