In der Gartenkolonie am See, am Rande der Stadt, wurde es Herbst. Er kam und er war unvermeidlich. Die sonnigen, warmen Tage des Septembers waren vergangen, der Oktober brachte kühle Frische in die Hügel am See, auf denen sich die Parzellen der Kolonie erstreckten. Die Farben änderten sich. Aus dem brillanten Blau des Sees, das der Sommer noch erstrahlen ließ, auf dem die Sonnenstraße an vielen Tagen funkelte, wurde ein sanftes Grau. Doch es dauerte bis in den November, bis sich die an den Bäumen verbliebenen Blätter nennenswert verfärbten. Die verblühten Stauden, die Zinnien und der Sonnenhut, waren gestutzt, zerkleinert und auf die Komposthaufen verteilt. Für die Igel legten wir einige Äste übereinander, bedeckten sie mit Laub und Rinde, ein Versteck für den nahen Winter. Es roch feucht, modrig, ein Duft, der Pilze treiben lässt. Er war es, dieser Duft, der den Herbst in seiner Unerbittlichkeit verriet.
...weiterlesen "Gartengeschichten: Es wurde Herbst"Veni, vidi, vegi 2 – Ist es wirklich vegan? Eine Vertrauensfrage
Es war nur eine kurze Frage und ich zögerte, sie zu stellen: „Sind die vegan?“
Wir hatten ganz wunderbar gegessen. Wirklich kreative, besonders zusammengestellte Gerichte, saisonal, biologisch und vegan. Das Restaurant, ländlich in Norddeutschland gelegen, hat zwar die ganze Palette im Angebot: Fleisch, Fisch und vegetarisch stehen in der Karte. Auf Nachfrage, und am besten mit Vorankündigung, wird aber sehr gerne ein komplettes Menü in vegan zubereitet, das verspricht die Internetseite. Den Wunsch "vegan" hatten wir also bei der Tischreservierung angemeldet und bei der Bestellung nochmals betont, alles bestens. Die Gerichte waren dann auch, ich wiederhole es gern, äußerst köstlich, kreativ und saisonal zusammengestellt und ganz augenscheinlich vegan.
...weiterlesen "Veni, vidi, vegi 2 – Ist es wirklich vegan? Eine Vertrauensfrage"Das mache ich, aber anders (als Andere)
Alle freuen sich, dass sie noch normal sind, doch was Besonderes möchte jeder sein!
Das sang Zoff, aus dem Sauerland, die habe ich in meiner Jugend gehört: Sauerland, Sauerland!
Jetzt bin ich 50plus. Vielleicht die Zeit, in der viele Männer eine Midlife-Crisis bekommen. Weil Ziele nicht erreicht wurden, weil das Selbstbild ins Wanken gerät, weil zwischen Anspruch und Wirklichkeit Lücken klaffen, die größer werden, von Jahr zu Jahr. Weil der kleine Bruder Porsche fährt und ich noch den 3er BMW. Hey Boomer, alles frisch? Spoiler: für den Boomer bin ich, glaube ich, knapp zu jung, Jahrgang 1968, ein Kind der Revolution.
...weiterlesen "Das mache ich, aber anders (als Andere)"Gartengeschichten: Grabenkämpfe
In der Gartenkolonie am See, am Rande der Stadt, war es Wochenende. Samstag, oder auch Sonnabend, wie man in diesem Teil der Republik lieber sagt. Da der Sonntag in der Gartenkolonie der Erholung gewidmet ist, ist der Sonnabend ein beliebter Tag für die Gartenarbeit. Und da eine Gartenkolonie in der Regel als Verein organisiert ist und es viele Gemeinschaftsflächen gibt, um die sich auch gekümmert werden will, bringt das Kleingartenleben regelmäßig Arbeitseinsätze mit sich. Auch die finden meist an einem Sonnabend statt. Mein erster Arbeitseinsatz war an diesem noch sehr warmen Sonnabend Mitte September.
...weiterlesen "Gartengeschichten: Grabenkämpfe"Veni, vidi, vegi 1 – Veganes Hack: Form oder Inhalt?
„Ach, ich mache mir übrigens demnächst mein Gemüse aus Mett!“ – Es war mal wieder veganes Bullshit-Bingo in der Mittagspause im Aufenthaltsraum unter Arbeitskollegen. Drei von ihnen grinsten feist, ich rollte innerlich mit den Augen, hielt aber nach außen die Fassung. Ich setzte mich mit meinem Chili con Tofu zu ihnen, aber möglichst nicht zu nah an ihre aufgewärmten Mikrowellen-Gerichten. Nase zu, Sinne zu, Fokus auf mein köstliches Gericht. Schön scharf, mit Soja-Hack. Oder mit „granulatartig verarbeitetem Soja mit hackfleischähnlicher Konsistenz“. War das für den scherzenden Kollegen ausreichend politisch korrekt ausgedrückt? Denn es als Soja-Hack zu bezeichnen, hat ja offenbar seine zartfühlende Seele derart verletzt, dass er sich zu dem oben erwähnten Scherz bemüht fühlte.
...weiterlesen "Veni, vidi, vegi 1 – Veganes Hack: Form oder Inhalt?"Kunst betrachten – Innerer Dialog, eine Galerie besuchend
Eine erbauliche Betrachtung einer erbaulichen Betrachtung
Früh begann der Mensch seine Umwelt zu gestalten. Zum Beispiel der Höhlenmensch. Er nahm ein Stück Holzkohle vom Feuer vom Vortag in die Hand und begann die Höhlenwand zu bekritzeln. Der nächste nahm, in Ermangelung eines Stücks Holzkohle, vielleicht einen Knochen und tunkte ihn in die Blutlache vom Schlachtfest von gestern und kritzelte etwas dazu.
"Ey, musst Du jetzt schon anfangen mit bunt? Ich hab gerade erst Schwarz-Weiß-Malerei erfunden und schon ist meine Technik veraltet!"
Die erste Kunstdebatte war entfacht.
...weiterlesen "Kunst betrachten – Innerer Dialog, eine Galerie besuchend"Gartengeschichten: Der Stumpf muss weg
In der Gartenkolonie am See, am Rande der Stadt, tat der Spätsommer noch einmal alles, um die Thermometer in die Höhe zu treiben. Seit wenigen Tagen war die Parzelle am Hang nun unsere Zuflucht im Grünen, unsere Grünoase, unser Paradieschen. Die Gartenfrüchte, die wir vom Vorgärtner geerbt hatten, ernteten wir beinahe täglich und wurden erfinderisch bis kreativ, was die Verarbeitung anging. Tipps und Tricks dafür finden sich natürlich reichlich, dort und hier. Die ruhigen Minuten auf der Terrasse wussten wir zu genießen, auch wenn jede Ecke unserer Parzelle uns pausenlos zurief, wie sie gestaltet werden will.
...weiterlesen "Gartengeschichten: Der Stumpf muss weg"Veni, vidi, vegi 0 – Immer veganer
Hallo Welt. Ich heiße Oliver. Und ich möchte veganer werden. Vielleicht kein Veganer, aber immer veganer!
Das ist die erste Zeile eines Artikels, mit dem ich ein veganes Blog begann, das ich aus mehreren Gründen nicht weiterführe. Den Text dort schrieb ich vor etwa einem Jahr und ich stelle zufrieden fest: Ja, ich lebe nun deutlich veganer, wenn auch (noch) nicht zu 100 Prozent. Aber daran arbeite ich noch.
...weiterlesen "Veni, vidi, vegi 0 – Immer veganer"Gartengeschichten: Der erste Abend
In der Gartenkolonie am See, am Rande der Stadt, senkte sich die Spätsommersonne gen Horizont. Ein heißer Tag kühlte ab und frische Luft stieg vom See herauf. Einige Äpfel bummten beherzt auf die Wiese, kaum reif genug zum Verzehr, doch bereits wurmstichig und angefault. Es kehrte Ruhe ein. In den Nachbarparzellen war das Tagwerk an Ernten und Jäten getan, die Menschen waren daheim in ihren festen Wohnstätten.
...weiterlesen "Gartengeschichten: Der erste Abend"Begegnungen
Eins der schwierigsten zwischenmenschlichen Dinge ist das Sich-Begegnen. Damit meine ich noch nicht einmal das Ansprechen oder das Kontaktknüpfen, sondern eine ganz banale Begegnung zweier Menschen in freier Wildbahn. Sollte doch nicht so schwierig sein! Auf dem Gehweg, in der Fußgängerzone, da ist doch Platz genug für zwei nebeneinander.
...weiterlesen "Begegnungen"