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Gartengeschichten: Der Sommer kam, der Sommer ging

Sonnebnblume einzeln
Kopf hoch: Noch gibt es genügend Sonne für die große Sonnenblume

Der Sommer kam ...

Der Sommer kam, in der Gartenkolonie am See, am Rande der Stadt, und er ging. Er brachte Fülle, er brachte Früchte, Blüten, Düfte, er brachte Wachstum und vor allem brachte er Arbeit. An vielen Tagen stand die Sonne hoch über dem gegenüberliegenden Ufer des Sees, seine kräuseligen Wellen spiegelten die Strahlen und warfen ein blendendes, fast toskanisches Licht in unsere Parzelle, das wir von unserem Terrassenplatz im ersten Rang über dem See reichlich genossen. Die Sonne dörrte die Erde aus, in den Beeten, unter dem Rasen, die Regentonnen leerten sich schnell in diesen Tagen. Und doch kamen die Erd- und Brombeeren, Mangold, Möhren, Bohnen, Zucchini, Kirschen und Kartoffeln reichlich. Auch die Tomaten, bis, nach einigen Regentagen, eine bräunliche Fäule sich zunächst des Blattwerkes später auch der Früchte bemächtigte.

Stauden, Kräuter und Dornen

Neben dem Bewässern und dem Ernten stand bald auch das Stutzen der Stauden an und das Zupfen der weniger erwünschten Kräuter. Hier sei neben der Giersch vor allem die Ackerwinde genannt, die schnell ganze Büsche umschlang und ob deren Dornen kaum aus den Zweigen herausgefriemelt werden konnte. Manch Piekser drang selbst durch die Profi-Rosengarten-Handschuhe, die teureren im Baumarkt.

Heckenschneiden

Ich lernte das Heckenschneiden, zunächst rein manuell, später dank eines mitfühlenden Nachbars, elektrisch unterstützt. Die Hecke, eine klassische Hainbuchenhecke, so wie sie am Rande des Ruhrgebiets den Garten meiner Großeltern umsäumte, die mein Vater auf Verlangen meiner Großmutter stets zu stutzen hatte. Nun war ich der Gärtner mit schwerem Gerät, nicht mehr der Wartende, der beim Aufsammeln des Schnittabfalls assistieren musste, ungeduldig, bis der Fußball wieder zum Einsatz kam.

Kioskabend, Sommerfest

Der Sommer brachte der Gartenkolonie für einige Wochen einen Kiosk mit Getränkeausschank. Beim Bier lernte ich weitere Nachbarn kennen, groß ist sie, die Kolonie am Rande der Stadt. Wir plauderte Stammtischthemen durch, ich bekam fachliche Ratschläge und Pommes frites. Kommunikation, so wichtig. Die ergab sich vor allem bei der Jahreshauptversammlung. Ja, so eine Kolonie, die will auch verwaltet werden. Spartenansprechpartner*innen, Kassenprüfbericht und Arbeitseinsätze, all das will gewählt, geprüft, besprochen sein.

Das Fest am Abend, Tanz im Zelt mit Roland Kaiser und Keimzeit, mit Plausch beim Bier. Ah, ihr seid im Finkenweg? Aha, Ja, Pfirsiche! Ach so, die Tomaten überdacht ihr? Und was macht Ihr gegen Schnecken?

... der Sommer ging

Und so schnell der Sommer kam, so kurz er blieb, so schnell ging er vorbei. Kaum waren die Brombeeren gepflückt, das letzte Bad im See gebadet, zogen die ersten Kranichschwärme hoch über der Kolonie gen Süden, Punkte am Himmel in Formation, ihr Tröten weithin hörbar. Solange, bis im Meisenweg der Rasenmäher zu brummen begann. Ich könnte mich an den Stapel der Fliederzweige machen, der dort noch lag, vom Schnitt im Juni, neue Holzschnipsel fabrizieren mit Kollege Häcksler & Koch. Aber es standen auch noch zwei Eimer gefüllt mit Äpfeln herum, die wollen zu Muss gekocht werden. Wenn eins der Garten lehrt, dann ist es Prioritäten zu setzen und die Erkenntnis, dass Zeit endlich ist.

Die Stille am See

Und wenn am Abend endlich die Werkzeuge schweigen, und wenn der Wind von der Stadtseite weht und das Rauschen von der Umgehungsstraße hinter dem Hügel nicht zu uns dringt, dann ist es plötzlich still in der Gartenkolonie am See, am Rande der Stadt. Dann hört man nur in der Ferne die Kraniche ziehen, in ein Land, das milde Winter verspricht.


Die Gartengeschichten, auftretende Personen, Situationen und Gegebenheiten, auch die Person des fiktiven Ich-Erzählers, sind frei erfunden und/oder literarisch überhöht. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und real existierenden Gartenkolonien sind rein zufällig.

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