Springe zum Inhalt

Lohnenswert

lohnenswert

Heute im Radio, da war es wieder, dieses Wort: „Die Aktion des Notenbankchefs ist lohnenswert. Sie bewirkt, dass die Anleger …“ Hä? Lohnenswert? In einer seriösen Berichterstattung im Öffentlich Rechtlichen Rundfunk? Seltsam! Anderes Beispiel: "Das war mal ein lohnenswerter Einsatz des Mittelfeldspielers, der komplette Schwung aus dem Angriff des Gegners läuft ins Leere …“

Lohnenswert. Was will mir das sagen? Das ist eine Nullaussage! Oder eine doppelte!

Ich bin ziemlich überzeugt, dass lohnenswert kein Wort ist, dass zum deutschen Sprachschatz gehört. Zumindest ist es kein Wort, dass seine Berechtigung aus einer Bereicherung der deutschen Sprache zieht oder für sie einen Mehrwert darstellt. Was sagt es überhaupt aus? Die Aktion des Mittelfeldspielers oder die des Notenbankchefs ist es wert, dass sie belohnt wird. Das müsste diese Aussage doch bedeuten, so meint sie es aber nicht! Das wäre auch gleichbedeutend mit Ausreichend minus? Der oberste Finanzbeamte/der 7er hat sich stets bemüht! Nur leider wurde die Mühe nicht belohnt. Das finden wir äußerst ungerecht, denn des Lohnes wert gewesen wäre die Mühe allemal! Und was war wirklich gemeint? Vermutlich, dass die beiden beschriebenen Taten lohnend waren. Einfach lohnend. Punkt.

Andersherum: Eine lohnenswerte Arbeit wäre eine Arbeit, die es wert ist, dass sie mit Lohn bezahlt wird, zumindest aber in irgendeiner Form belohnt wird. Oder? "Deine Mühe ist es wert, belohnt zu werden, bitteschön, hier dein Gehalt!"

Ich bin mir sicher, dass ich das Wort lohnenswert bis 2017 nicht ein einziges Mal gehört habe. Denn vor 2017 existierte es noch gar nicht. Es entsprang vermutlich als Geistesblitz während einer Sportmoderation. Wahrscheinlich wollte die Moderatorin oder der Moderator lobenswert sagen. Im Eifer des Gefechts wurde daraus lohnenswert. Denn so eine 30-Sekunden-Schalte der Bundesligaschlusskonferenz, da bleibt keine Zeit zum Überlegen, da muss jede Floskel sitzen, eigentlich. Wenn man unterwegs aber stolpert, ja dann stolpert man: "Wolfsburg, hier Wolfsburg, eine lohnenswerte Aktion des Mittelstürmers brachte den 2:2 Ausgleich …"

Und just in diesem Moment hat sich die Wortkreation in der Großhirnrinde von Millionen an den Endgeräten festgesetzt, bereit, sie bei nächster Gelegenheit zu verwenden. "Schatzi, das war doch ein lohnenswerter Spaziergang heute Nachmittag!" Also hat er sich nun gelohnt oder er wäre er lediglich wert, dass er sich gelohnt hätte? Hm, nicht drüber nachdenken und Schatzi für das lobenswerte Lob loben. Oder belohnen. Oder beides.

Aber was wollte sie oder er (die Stimme im Radio) denn tatsächlich sagen? Ich vermute, es war "lohnend". Denn das besagt doch alles, was lohnenswert vorgibt zu bedeuten, es aber nicht tut! Und da lohnend so ähnlich klingt wie lobend, fügt sich das -wert geschmeidig hintenan.

Ich gebe zu, selbst der Duden kennt lohnenswert. Er nennt es als Synonym für lohnend und nutzbringend. Aber dann, lieber Finanzexperte, liebe Sportkommentatorin, sagt doch bitte auch lohnend. Belohnt, das wurden beide Taten. Das Handeln des Notenbankchefs mit einer Reaktion auf dem Finanzmarkt, der Angriff von Wolfsburg mit dem Ausgleich. Die Aktionen wurde wirklich belohnt, sie waren nicht allein des Lohnes wert.

Wie war das gleich? Lobenswert? Hier liegt der Unterschied sofort und deutlich auf der Hand: Lobend ist nicht gleich lobenswert. Deine gute Tat vorhin war aber sehr lobend! Quatsch! Die Lehrerin hat das Kind lobenswert erwähnt. Auch Quatsch. Mit welchem Recht wird dann aber lohnenswert und lohnend gleichgesetzt? Keine Ahnung. Nur wenn etwas im Duden steht, muss es nicht logisch. Denn der Duden beschreibt, eher als dass er etwas vorschreibt. Zweimal in den Nachrichten: zack im Duden! Egal ob stimmig oder nicht. Das ist nicht lobenswert, aber lohnend.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert