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Veni, vidi, vegi 3 – Nur ein hauchdünnes Schokoladentäfelchen zum Kaffee?

Keks und Hafer-Cappuccino
Der Keks zum Hafer-Cappuccino - Eine freundliche Zugabe, die Fragen aufwirft

Es gibt sie zum Kaffee, auch zum Hafer-Cappuccino: die kleine Süßigkeit, ein Happen, eine Aufmerksamkeit des Hauses. In vielen Cafés und Restaurants in Deutschland gehört sie einfach dazu. Der frisch gebackene Keks im Bäckereicafé, die eingeschweißte Schoko-Kaffeebohne, der Karamellkeks oder in guten Häusern ein einzeln verpacktes Schokoladentäfelchen. Diese Beilage ist eine nette Geste, die sagt: „Hier, ein kleiner Luxusmoment für Sie!“
Ganz ohne die Not extra eine Nachspeise zu bestellen. Ich empfand das immer als eine erfreuliche Überraschung und aß den Keks oder das Täfelchen gern.

Es soll allerdings Menschen geben, die sie ab einem bestimmten Standard sogar erwarten. In meinem Lieblingspodcast „Alles gesagt?“ erzählte die Psychologin Stefanie Stahl, dass sie in einem gehobenen Restaurant ihr Bedauern über die fehlende süße Beilage zum Kaffee äußerte. Mehr noch als das Fehlen der Beilage, ärgerte sie die pampige Antwort des Personals, man habe so etwas nicht und beabsichtige auch nicht, es einzuführen. Das sei typisch deutsche „Knickerigkeit", also Geiz – und zwar nicht im Schwabenland, das für Sparsamkeit bekannt ist, sondern im weltoffenen Berlin.

Ich hingegen sehe die Beilage neben der Tasse inzwischen mit Sorge. Nicht, wenn sie fehlt, sondern wenn sie da ist. Der Grund: Ich weiß nicht, ob sie vegan ist.

Zwei Beispiele aus dem Alltag

In einer Filiale einer Konzeptgastronomie, bekannt für vegane Optionen, bestellte ich einen Hafer-Cappuccino und einen Hummus-Wrap. Der Wrap war mit einem Holzfähnchen als „vegan“ gekennzeichnet – super. Neben der Kaffeetasse lag jedoch ein unscheinbarer Keks. Ist er vegan? Unsicher ließ ich ihn liegen.

Ein anderes Mal, in einem Bioladen-Café an der Ostsee, bestellte ich nach gründlicher Beratung einen veganen Kuchen und Hafer-Cappuccino. Der Kuchen war köstlich, der Keks jedoch ließ mich erneut zögern. Auf meine Nachfrage hin durchforstete die Mitarbeiterin die Zutatenliste – das Ergebnis: leider nicht vegan. Auch dieser Keks blieb liegen.

Gedankenlosigkeit oder Unachtsamkeit?

Wir haben es Ihnen leicht gemacht, heute auf etwas Süßes zu verzichten. Gern geschehen!

Hier stellt sich mir die Frage: Wie weit denkt die Bedienung mit? Wenn ein Gast nach veganem Kuchen fragt und Hafermilch wählt, könnte man da nicht automatisch eine vegane Beilage anbieten oder zumindest nachfragen, ob auch ein nicht veganer Keks als Beilage gewünscht wird? Vielleicht wird angenommen, dass ein bisschen „gute Butter“ oder ein Ei im Keks schon okay sind. Eher vermute ich da allerdings Gedankenlosigkeit.

Inzwischen frage ich lieber nicht mehr nach. Stattdessen lasse ich die Beilage liegen und sehe es positiv: So spare ich mir eine ungesunde Zwischenmahlzeit, die ich ohnehin nicht bestellt habe. Es gibt mir sogar ein gutes Gefühl, dem Nasch-Impuls zu widerstehen.

Am Ende bleibt der Wunsch: Wenn es schon eine Aufmerksamkeit zum Kaffee gibt, dann sollte sie in den Alltag aller Gäste passen. Vielleicht wäre die Lösung ja ganz einfach: Statt eines Kekses und der Frage, ob ich ihn mir erlauben kann, könnte ein Zettelchen neben der Tasse liegen, mit der Aufschrift: „Wir haben es Ihnen leicht gemacht, heute auf etwas Süßes zu verzichten. Gern geschehen!“


"Veni, vidi, vegi" war die monatliche Kolumne zu Themen rund um die vegane Lebensweise auf meinem Blog "Einfach VEG". Da ich den Blog aus mehreren Gründen nicht mehr weiterführe, erscheint die Kolumne nun hier, jeweils am ersten Sonntag im Monat. Alle geschilderten Personen und Situationen sind frei erfunden, jedoch inspiriert von tatsächlichen Begebenheiten.

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